Idee
Die Binomialverteilung entsteht, wenn man ein Bernoulli-Experiment mehrere Male wiederholt, und an der gesamten Anzahl der Erfolge interessiert ist.
Im vorherigen Artikel zur Bernoulliverteilung haben wir ein Beispiel betrachtet, in dem wir auf einem Schießstand am Jahrmarkt einen einmaligen Schuß mit einer Trefferwahrscheinlichkeit von
Träger
Bei sechs Schüssen auf dem Schießstand können wir zwischen 0 und 6 jede Trefferzahl haben. Man darf hier die Null nicht vergessen, das kann leicht vorkommen. Es ist nämlich durchaus möglich, gar keine Treffer zu landen. Der Träger im allgemeinen Fall sind alle Ganzzahlen von
Dichte
Die Dichte der Binomialverteilung mit den Parametern
Erinnert euch, dass für diskrete Zufallsvariablen die Bezeichnungen
Der Wert
Wenn man versteht, wie diese Formel zustandekommt, kann man sie sich sogar selbst herleiten, und muss nicht in einer Formelsammlung nachsehen (wenn nicht, ist das aber auch nicht so schlimm).

Die Dichte der Binomialverteilung mit n=6 und p=0.2. Man sieht, dass man mit hoher Wahrscheinlichkeit zwischen 0 und 3 Treffer erhalten wird. 5 oder 6 Treffer zu bekommen, ist sehr unwahrscheinlich.
Am Beispiel des Schießstandes: Die Wahrscheinlichkeit, dass wir zwei Treffer erhalten werden, ist laut Formel
Die Wahrscheinlichkeit für einen Treffer (kurz: „T“) ist 0.2, die für eine Niete (kurz: „N“) ist 0.8. Wenn wir nun die Wahrscheinlichkeit für die Ergebnisfolge „TTNNNN“ ausrechnen, multiplizieren wir die Wahrscheinlichkeiten, und landen bei
Wieviele solcher Folgen mit zwei Treffern aus sechs Schüssen gibt es nun? Es sind genau
So erklärt man sich also nacheinander die drei Faktoren der Formel, zuerst
Zwischenaufgabe
Berechne für das Beispiel Schießstand die Wahrscheinlichkeit, gar keinen Treffer zu erhalten, und überprüfe anhand der Abbildung oben, ob das Ergebnis plausibel ist.
Verteilungsfunktion
Für die Verteilungsfunktion gibt es hier keine einfache Formel. In manchen Büchern (oder Klausuren) gibt es eine Verteilungstabelle zum einfachen Ablesen. In allen anderen Fällen muss man die einzelnen Wahrscheinlichkeiten also von Hand summieren. Das heisst, wenn man die Wahrscheinlichkeit für höchstens zwei Treffer berechnen möchte, also

Anhand der Verteilungsfunktion kann man auch ablesen, dass die Wahrscheinlichkeit, höchstens 4 Treffer zu erhalten, schon nahezu 1 ist.
Zwischenaufgabe
Berechne die Wahrscheinlichkeit für höchstens fünf Treffer, d.h.
Das war ziemlich aufwändig, oder? Bei der Binomialverteilung gibt es einen Trick, der die Berechnung der Verteilungsfunktion oft schneller machen kann. Solche Aufgaben kommen oft in Klausuren vor, so dass man diesen Trick am besten verinnerlicht:
Statt alle Wahrscheinlichkeiten von
Ein weiteres Beispiel (und wer das nachvollziehen kann, hat die Idee vollständig kapiert):
Uns interessiert nun die Wahrscheinlichkeit, zwischen einem und fünf Treffern (inklusive der eins und der fünf) zu erhalten. Die folgenden drei Formulierungen entsprechen den jeweiligen Formeln, und alle drei Formeln drücken genau dasselbe aus:
- Die Wahrscheinlichkeit, eine Trefferzahl zwischen (inklusive) 1 und 5 zu erhalten
- Die Wahrscheinlichkeit für einen, zwei, drei, vier, oder fünf Treffer
- Die Wahrscheinlichkeit, alles außer 0 und 6 Treffer zu erhalten
Ausrechnen kann man diesen Wert nun über die zweite oder dritte Formel dieser Liste. Es kommt natürlich dieselbe Zahl raus, wobei der letztere Weg der schnellere ist. Wichtig ist hier aber, dass man die Wahrscheinlichkeit für null Treffer, also
Erwartungswert
Der Erwartungswert der Binomialverteilung ist einfach:
Da der Erwartungswert für ein einzelnes Experiment
Varianz
Die Varianz der Binomialverteilung ist
Erst einmal Danke für die Unterstützung, die diese Seite bietet!
Ich habe eine Frage zum Beispiel des Schießstandes: Weshalb heißt es dort 6 über 2 und nicht 7 über 2?
Da es auch die Möglichkeit gib, gar nicht zu treffen, müsste doch n = 7 sein, oder?
Hallo! Es gibt tatsächlich 7 verschiedene Möglichkeiten, aber nur 6 Schüsse, also 6 Versuche.
Die Möglichkeiten sind 0, 1, 2, 3, 4, 5, 6, das sind insgesamt 7.
In der Formel der Binomialverteilung wird aber n=6, also die Anzahl der Versuche (nicht: die Anzahl der Möglichkeiten) verwendet.
Ich hoffe das ist so verständlich erklärt 🙂
Viele Grüße
Alex
Hey Alex,
vielen Dank für deine Beiträge, die Beispiele sind wirklich gut erklärt.
Aber eine Frage habe ich noch: Hast du auch ein Beispiel zur Negativbinomialverteilung? Oder übersehe ich das nur? 🙂
z. Bsp. „wie viel Schüsse braucht man bis man den 4. Treffer erzielt hat bei p=0,2“
Und ist dies dann immer an eine fest vorgegebene Anzahl an Schussversuchen gebunden?
Lieben Dank und viele Grüße,
Diana
Hi Diana,
die Negative Binomialverteilung habe ich nicht mit in die Themen aufgenommen, da ich sie im Stoff für Nicht-Statistiker nie gesehen habe. Aber sie ist ja eine Weiterführung der Geometrischen Verteilung (nicht der Binomialverteilung – der Name ist nur ungünstig gewählt).
Die Anzahl der Schussversuche ist in der NB nicht vorgegeben, sondern ist das X das in die Dichte kommt. f(x=7) wäre also die Wahrscheinlichkeit, 7 Schussversuche zu brauchen, bis der 4. Treffer fällt.
Viele Grüße
Alex
Es gibt noch die Formel X + Y ~ B(n + m, p) . Diese gilt bei Unabhängigkeit. Könntest DU dazu evtl. ein Beispiel erklären?
Beim ersten Diagramm steht in der Beschreibung offenbar versehentlich Bernoulli anstatt Binomial.
Oh, richtig. Ich habs gerade korrigiert, vielen Dank!
Hallo,
Sollte die Lösung für die Wahrscheinlichkeit bei höchstens fünf Treffern nicht eigentlich lauten:
∑5i=0P(X=i)=0.2621+0.3932+0.2458+0.0819+0,0154+0.0015=0.9999
So wie es da steht, würde bei der Addition nicht 0,9999 heraus kommen
Mit freundlichen Grüßen
Hi Marvin,
ja, da habe ich beim Abschreiben P(X=4) übersehen 🙂
Vielen Dank für die Info, ich habs gerade korrigiert!
Gruß,
Alex
Müsste über dem Summenzeichen nicht auch statt der 4 eine 5 stehen?
Sind übrigens alles super Erklärungen hier!!!
Ups. Ja. Ich habs korrigiert, danke 🙂
Hallo!
Sollte die Formel für die Dichte heißen :
(n über k)*p^k*(1-p)^n-k
also entweder alles mit k, oder alles mit x, dann sollte es aber auch n über x sein.
Viele Grüße
Oh, das war ein Tippfehler. Vielen Dank, ich habs gerade korrigiert!
Viele Grüße,
Alex